Ob im heimischen Hobbykeller, beim Fahrzeugbau, in der Flugzeugindustrie oder im medizinischen Bereich: 3D Druck dringt in immer mehr Branchen vor. Auch die Möbelindustrie steht vor einer digitalen Revolution. Hersteller drängen auf dem Markt, die Möbel nach Maß aus dem 3D-Drucker anbieten.
Der 3D Druck ist im Grunde keine neue Idee. Bereits seit den 1980er Jahren wird diese “additive” Fertigungstechnologie entwickelt. Additiv deshalb, weil Gegenstände Schicht für Schicht, also “übereinander”, gedruckt werden. Die Vorteile: Es lassen sich Strukturen mit inneren Hohlräumen und hoher Komplexität erschaffen, die mit anderen Verfahren kaum realisierbar sind. Auch lassen sich Materialaufwand und Gewicht mit 3D Druck drastisch reduzieren.
Möbel nach Maß: Die Druckverfahren unterscheiden sich
Die 3D-Druckverfahren sind vielfältig: Ob 3D Druck bei dem ein Laser schichtweise ein Pulver verschmilzt (Selective Laser Sintering, SLS), geschmolzene Kunststoffbahnen, die Schichtweise aufgetragen werden (Fused Deposition Modeling, FDM) oder Formen, die aus einer Wanne mit flüssigen Kunststoffen per Laserbeschuss aushärten (Stereolitografie, SLA).
Die Nachteile des 3D Druck: Es ist meist noch relativ langsam und auch bei der Wahl der Materialien ist man nicht frei. Für den 3D Druck sind hauptsächlich vielfältige Kunststoffe, Beton aber auch Metall geeignet. Holz lässt sich bekanntermaßen nur schlecht schmelzen oder, einmal pulverisiert, per Laser formschön wieder zusammenleimen.
Maßarbeit für Sofa, Lampe & Co.
Der US-Möbelproduzent Steelcase aus Michigan stellte 2017 erstmals das “Rapid Liquid Printing” (RLP) vor. Damit können Objekte, wie etwa Bürostühle oder Tischplatten, freischwebend aus einem mit einem Gel gefüllten Behälter in nur wenigen Minuten statt vielen Stunden oder gar Tagen geschaffen werden. Das Möbelstück nach Maß besteht aus Polyurethan, welches durch den Kontakt mit dem Gel aushärtet und dann aus dem Behälter genommen werden kann.
Einen anderen Ansatz verfolgt der österreichische Produktdesigner Philipp Aduatz. 2018 stellte er auf der Design Woche in Mailand ein von ihm 3D gedrucktes Designer Sofa aus Beton vor. Zunächst wurde hier eine Negativform aus Beton hergestellt, über die dann in etwas unter einer Stunde die “Digital Chaiselongue” aus Beton gedruckt wurde. Karbonfasern mussten allerdings zur Unterstützung etwas fragilerer Bereiche untergemischt werden. Anschließend hat man dem Sofa noch eine schützende Schicht aus Polyurethan übergestülpt. Alltagstauglich für die Massenproduktion dürfte diese Methode allerdings weniger sein.
Richtig gut geeignet für 3D gedruckte Möbel nach Maß sind Lampen. Hier lassen sich mittels 3D-Drucker ausgefallene Designer-Objekte erschaffen, die nicht nur individuell aussehen sondern auch noch ganz ausgefallene Schattenmuster in ihre Umgebung werfen. Da Lampen nicht sonderlich groß sein müssen, können diese sogar schon mit herkömmlichen 3D-Druckern für den Heimgebrauch individuell hergestellt werden. Dank LED Birnen muss man sich auch keine Sorgen mehr machen, dass die Lampen aus Plastik durch die Hitze herkömmlicher Glühbirnen schmilzen.
Holzmöbel aus dem 3D Drucker? Eher nicht.
Wie erwähnt, lassen sich Möbel nach Maß aus vielen Materialien herstellen. Kunstoffe machen hier den Schwerpunkt aus. Aber was, wenn man doch lieber ein maßgefertigtes Holzmöbel hätte? Tischler dürfen aufatmen, noch führt kein Weg an ihnen vorbei. Noch. US-Forscher der Universität Columbia haben mit einem speziellen 3D-Druckverfahren, dem so genannten Voxeldruck, Objekte erschaffen, die einer dem Holz sehr ähnlichen Maserung versehen sind. Vorbild war bei dem Projekt Olivenholz. Allerdings: Die Oberflächenbeschaffenheit kann man noch nicht nachstellen. Doch für Möbeldesigner dürfte das Verfahren ein interessanter Vorstoß sein, künftig auch holzähnliche Möbel nach Maß aus dem 3D-Drucker anbieten zu können.
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